Seit einigen Jahren ist – auch in Deutschland – ein Anstieg sexuell übertragbarer Krankheiten zu verzeichnen. Zu diesen Erkrankungen zählen auch Infektionen mit einem Hepatitis-Virus. Die Deutsche Leberstiftung informiert anlässlich des Welttages über Sex als Infektionsrisiko für Hepatitis.
Sexuell übertragbare Infektionen (kurz: STI) sind auf dem Vormarsch – obwohl es zahlreiche gute Präventionsangebote und eine steigende öffentliche Wahrnehmung für die sexuelle Gesundheit gibt. ExpertInnen sehen unterschiedliche Ursachen für die steigenden Infektionszahlen.
Als eine mögliche Ursache werden die in der HIV-Therapie verwendeten sehr wirkungsvollen Medikamente genannt, die das Ansteckungsrisiko für andere deutlich verringern. Eine stabile und erfolgreiche HIV-Therapie unterdrückt die Vermehrung des HI-Virus im Körper und senkt die Zahl infizierter Zellen in den Körperflüssigkeiten und Schleimhäuten: Eine Übertragung auf andere Menschen gilt als sehr unwahrscheinlich. Aus diesem Grund steigt auch die Risikobereitschaft für ungeschützten Geschlechtsverkehr.
Doch die Gefahr einer Infektion mit anderen STI wie beispielsweise mit einem Hepatitis-Virus bleibt bestehen. Ähnlich ist es bei der HIV-Vorbeugung durch die Präexpositionsprophylaxe (PrEP), bei der HIV-negative Menschen mit einem besonders hohen Ansteckungsrisiko ein HIV-Medikament einnehmen, das bei korrekter Einnahme vor einer HIV-Infektion schützt. Wie eine aktuelle Metaanalyse belegt, zeigen PrEP-Anwender ein zunehmendes Risikoverhalten, das zu einem fünfundzwanzigprozentigen Anstieg der STIs führt.
"PatientInnen, die HIV-Medikamente einnehmen oder mit der sogenannten PrEP einer HIV-Infektion vorbeugen wollen, sollten gemäß der aktuellen PrEP-Leitlinie alle sechs bis zwölf Monate einen Hepatitis C-Test durchführen lassen“, riet Professor Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung und ergänzte: "Neben der Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus besteht beim ungeschützten Sex auch die Gefahr, sich mit dem Hepatitis-A- oder dem Hepatitis-B-Virus zu infizieren.
Größtmöglichen Schutz vor einer Übertragung des Hepatitis-A- oder Hepatitis-B-Virus gewährleistet eine entsprechende Impfung, die auch als Kombinationsimpfung angeboten wird. Eine Hepatitis-B-Impfung schützt auch vor der ebenfalls meist sexuell übertragenen Hepatitis D (delta), da diese Erkrankung nur mit einer Hepatitis B gemeinsam vorkommen kann. Gegen Hepatitis C gibt es keine Impfung. Hier gewährleisten beim Sex Kondome den bestmöglichen Schutz.“
Neben den genannten Ursachen für den Anstieg von STI aus den Bereichen HIV-Therapie und HIV-Vorsorge wird die Nutzung neuer Medien aufgeführt: Die Möglichkeiten, die Internet und Handy bei der Anbahnung von Sex über Partnerbörsen und Apps wie beispielsweise Tinder oder Grindr bieten, spielen beim Kondomverzicht eine Rolle. Der Austausch von Textnachrichten und Fotos vermittelt vor einem ersten Treffen den Eindruck, dass man sich schon gut kennt. Häufig führt dies dazu, dass Menschen beim ersten realen Treffen ungeschützten Geschlechtsverkehr haben.
"Kondome schützen, insbesondere bei wechselnden Geschlechtspartnern, vor HIV und senken das Risiko einer Ansteckung mit anderen STI wie beispielsweise einer Virushepatitis. Gegen Hepatitis A, Hepatitis B (und Hepatitis delta) bieten Impfungen einen optimalen Schutz. Diese Impfungen werden teilweise schon im Säuglings- oder Kindesalter durchgeführt. Wer unsicher ist, ob er gegen Hepatitis A und gegen Hepatitis B geimpft ist, sollte es von einem Arzt überprüfen lassen – ein Impfschutz kann in jedem Lebensalter aufgebaut werden", betonte Professor Manns abschließend.