Weltweit impfen die Länder in verschiedenem Tempo. Lieferengpässe, Corona-Mutanten oder Zulassungschaos bei Impfstoffen wirbeln die Impfreihenfolge und -geschwindigkeit immer wieder durcheinander. Ein Überblick, wo die Welt aktuell beim Impfen steht.
Bulgarien öffnete seit 19. Februar parallel zum Fünf-Phasen-Plan "Grüne Korridore" für Impfwillige aus allen Alters- und Berufsgruppen, die nun wegen des Impfstopps für Dosen von Astrazeneca vorübergehend geschlossen sind. Vorrangig werden jetzt MitarbeiterInnen der Wahlbehörden geimpft, da in Bulgarien am 4. April ein neues Parlament gewählt werden soll. Bislang wurden in dem Land mit 6,9 Millionen Einwohnern rund 346 000 Impfdosen verabreicht.
Im europäischen Vergleich hat Dänemark bislang so viele Impfungen verabreicht wie kaum ein anderes Land. Bereits bis Anfang April sollen die wichtigsten Gruppen geimpft worden sein. Diejenigen mit dem größten Risiko für eine ernsthafte Erkrankung zuerst, dann so viele Menschen wie möglich in möglichst kurzer Zeit.
Frankreich will zuerst die Ältesten und Schwächsten impfen. Das Land hat sich aber durchaus flexibel gezeigt und die Reihenfolge der Impfberechtigten regelmäßig angepasst. So wurden Impfungen schnell auch für das Gesundheitspersonal freigegeben. Auch Menschen über 50 Jahre mit Vorerkrankungen sind impfberechtigt. Auch in Hausarztpraxen wird geimpft.
In Großbritannien wird nach Altersgruppen geimpft. Mehr als 25 Millionen Menschen haben eine erste Impfung gegen das Coronavirus erhalten. Das ist fast die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung. Damit liegt die Regierung deutlich vor dem eigenen Zeitplan. Bis Ende Juli sollen alle Erwachsenen diese Möglichkeit erhalten haben.
In Italien sollen bis September dieses Jahres mehr als 80 Prozent der Bevölkerung geimpft sein. Zudem hat vor kurzem ein vom Militär betriebener Impf-Drive-In in Mailand eröffnet. Die Regierung will aber an weiteren Punkten wie Sporteinrichtungen oder Schulen Impfungen anbieten.
Die Niederlande haben als letztes Land der EU mit dem Impfen begonnen. Inzwischen wurde deutlich aufgeholt. Erst Risikogruppen wie Ältere und chronisch Kranke. Aber dazwischen mogelten sich immer wieder auch andere Gruppen wie zum Beispiel Personal von Krankenhäusern und HausärztInnen. Inzwischen wurden Menschen mit extremem Übergewicht vorgezogen.
In Österreich gab es entgegen der üblichen Erstreihung von Hochbetagten und Gesundheitspersonal im Tiroler Bezirk Schwaz im März eine Massenimpfung unter allen EinwohnerInnen, um die ansteckendere Südafrika-Variante des Coronavirus zu bekämpften. Seit Februar wurden auch LehrerInnen und KindergärtnerInnen jüngeren Alters geimpft, weil der Impfstoff von Astrazeneca erst Anfang März für Menschen über 65 empfohlen wurde.
Bislang wurden in Polen mehr als drei von rund 38 Millionen Menschen gegen Corona geimpft. Das Land hat die Impfreihenfolge genau festgelegt, von alt nach jung, von "systemrelevant" hin zu Angestellten in Branchen, die wegen Corona geschlossen werden mussten.
Serbien setzt neben westlichen Vakzinen im großen Stil den chinesischen Impfstoff Sinopharm und auch Sputnik V ein. Es gibt eine Reihenfolge, doch offenbar auch Impfstoff-Überschüsse. Zuletzt wurde in bestimmten Städten an festgelegten Tagen jeder über 60, später auch darunter, geimpft.
In der Slowakei sollten zuerst MitarbeiterInnen des Gesundheitssystems geimpft werden und danach Mitarbeiter systemrelevanter Bereiche, noch vor den ältesten Bevölkerungsgruppen und vor Risikopatienten. Das führte jedoch zu Chaos. Seit März wird nach Reihenfolge des Alters geimpft, auch mit dem russischen Impfstoff Sputnik V, der in der EU noch nicht zugelassen ist.
In Spanien wurden zuerst Hochbetagte, AltenheimbewohnerInnen und ihr Pflegepersonal sowie ÄrztInnen und PflegerInnen der Intensivstationen geimpft. Diese erste von drei Phasen neigt sich nun dem Ende zu. Bisher wurden knapp sechs von 47 Millionen Menschen gegen Corona geimpft. Laut Regierung haben fast 1,9 Millionen schon die zweite Dosis erhalten.
In Tschechien können sich derzeit alle Menschen über 70 Jahren online für einen Termin registrieren. Doch sind einige Fälle von PolitikerInnen, FunktionärInnen und Prominenten bekanntgeworden, die bereits außer der Reihe geimpft wurden. PolizistInnen, Feuerwehrleuten und LehrerInnen wurde inzwischen ganz offiziell Priorität eingeräumt.
In Ungarn wird ein Teil der Impfungen von HausärztInnen in ihren Praxen verabreicht. Diese haben mehr oder weniger freie Hand, wenn bei ihnen Dosen übrig bleiben, weil etwa gebuchte PatientInnen nicht erscheinen.
In Russland darf sich mittlerweile so gut wie jeder impfen lassen. In Moskau klappt das oft reibungslos und teilweise sogar ohne Voranmeldung. Aber laut Umfragen wollen sich viele Russen gar nicht mit dem landeseigenen Präparat Sputnik V impfen lassen. Präsident Wladimir Putin will sich nach langem Zögern erst am Dienstag impfen lassen.
In Estland, Lettland und Litauen wird zuerst medizinisches Personal sowie BewohnerInnen und MitarbeiterInnen von Pflegeeinrichtungen geimpft. Vorrang erhalten alle Menschen über 70 Jahre und chronisch Kranke eine Impfung. Lettland setzte auf den Astrazeneca-Impfstoff und hatte weniger andere Präparate bestellt. Dadurch haben bisher nur 4 Prozent der 1,9 Millionen Einwohner den Schutz gegen das Coronavirus erhalten. In Estland und Litauen liegt die Impfquote bei jeweils über 10 Prozent.
In den USA bekommen zuerst medizinische Angestellte und Menschen in Pflegeheimen, dann die wichtigsten systemrelevanten Arbeiter und Menschen über 75 eine Impfung, es folgen jüngere Senioren und Kranke. Insgesamt wurden bisher mehr als 113 Millionen Dosen Corona-Impfstoff verabreicht. Mehr als 73 Millionen Menschen erhielten bereits eine Dosis, rund 40 Millionen gelten bereits als voll geimpft. Insgesamt leben in den USA rund 330 Millionen Menschen. Damit liegen die USA unter den zehn impfstärksten Ländern weltweit.
Mexiko hat seit Heiligabend rund 4,5 Millionen Dosen verabreicht und gut 600 000 Menschen vollständig geimpft. Inzwischen sind dort fünf Impfstoffe zugelassen, darunter zwei chinesische und das russische Vakzin Sputnik V. Viele reiche Mexikaner sind Berichten zufolge in die USA gereist, um sich dort impfen zu lassen.
In Brasilien grassiert eine aggressive und hochansteckende Mutante. Das Gesundheitssystem ist am Zusammenbruch. Zudem verharmlost Präsident Bolsonaro das Coronavirus und hat den Kauf oder die Produktion von Impfstoffen torpediert. Inzwischen wurden in Brasilien mehr als 10 von 210 Millionen Einwohnern geimpft.
In Chile wurden bereits über fünf Millionen der rund 19 Millionen Chilenen geimpft. Nach dem Impfplan werden zunächst chronisch Kranke und Menschen über 60 Jahre, dann Ärzte und Pflegekräfte und später Mitarbeiter aus essenziellen Sektoren wie Katastrophenschutz, Militär, Polizei und Feuerwehr geimpft.
In den Vereinigten arabischen Emiraten haben inzwischen gut die Hälfte der rund zehn Millionen Einwohner eine Impfung erhalten. Priorisiert werden ältere und chronisch kranke Menschen - in diesen Gruppen sind wohl bereits 70 Prozent geimpft worden. Neben den Staatsbürgern können sich auch ausländische Arbeitsmigranten impfen lassen.
In Israel wurde die Impfreihenfolge nicht sehr streng eingehalten. Wenn es übrige Impfdosen gab, wurden diese häufig an jeden vergeben, der gerade bereit war. Insgesamt gilt Israel mit seiner Impfkampagne als Paradebeispiel für Flexibilität, es wurde mit mobilen Einheiten, Impf-Drive-Ins, am Arbeitsplatz oder in Bars geimpft. Deswegen ist die Impfkampagne inzwischen sehr weit fortgeschritten.
In Indien wird die Impfreihenfolge sehr klar eingehalten - und das obwohl das Land viel Impfstoff hat. Zuerst durften sich nur Gesundheitspersonal und andere "Systemrelevante" wie Polizisten impfen. Inzwischen dürfen auch Menschen über 60 Jahre und Risikopatienten ab 45 Jahren ran. Gleichzeitig hat das Land nach eigenen Angaben schon knapp 60 Millionen Dosen Impfstoff exportiert - im Land selbst wurden knapp 30 Millionen verabreicht.
In Südkorea wurden seit Ende Februar knapp 680.000 von etwa 51,3 Millionen Einwohnern geimpft. Zunächst haben bestimmte Berufsgruppen wie Pflegepersonal und Ärzte sowie ältere Menschen Vorrang. Bis Ende Juni sollen zwölf Millionen Menschen geimpft worden sein, im November soll eine Impfquote von 70 Prozent erreicht sein. Bisher sind aber nur die Vakzine von Astrazeneca und Biontech/Pfizer genehmigt.