Knapp jeder sechste Mensch ist Deutschland ist unter 18 Jahre alt. Den meisten Kindern und Jugendlichen geht es ganz gut, zeigt die Statistik. Doch viel hängt von Elternhaus und Schule ab.
Sie besuchen schlechtere Schulen, leben ungesünder und sind häufiger psychisch krank. Dass Kinder aus sozial schwachen Familien in Deutschland schlechtere Chancen haben, wird seit Jahren von Experten angeprangert. Ein Blick in aktuelle amtliche Statistiken zeigt: Es tut sich zu wenig.
Noch immer ist die Lebensqualität von Kindern stark durch die soziale Herkunft geprägt, wie aus dem am Dienstag veröffentlichten Datenreport 2018 hervorgeht. "Klassenpositionen" würden vererbt, kritisieren die Experten. Doch es gibt auch gute Nachrichten. Wie leben Kinder in Deutschland? Ein Überblick über verschiedene Bereiche:
Die meisten Kinder wachsen in Familien mit Vater, Mutter und Geschwistern auf. Das mag überraschen - die Statistik zählt hier aber auch Patchwork- und Pflegefamilien dazu, also auch Stiefeltern und Stiefgeschwister. Drei von vier Minderjährigen leben mit mindestens einem Bruder oder einer Schwester zusammen. Immer häufiger sind die Eltern allerdings nicht verheiratet, der Anteil nahm in 20 Jahren von 83 auf 74 Prozent ab.
Der Gesundheitszustand von Kindern und Jugendlichen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten erheblich verbessert. Kindern aus sozial schwachen Elternhäusern geht es aber schlechter als anderen. «Eltern, die über ein hohes Einkommen verfügen, tun sich leichter, eine gesunde Lebensweise zu finanzieren», sagt Mareike Bünning vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Mütter aus sozial schwachem Milieu rauchen häufiger in der Schwangerschaft, stillen weniger. Ihre Kinder haben häufiger psychische Probleme, treiben weniger Sport, ernähren sich ungesünder und sind häufiger übergewichtig.
36 Prozent der Kinder haben einen Migrationshintergrund, mehr als 4,9 Millionen in absoluten Zahlen. "Diese Zahlen alleine machen deutlich, dass Diskussionen, ob Deutschland nun ein Einwanderungsland ist oder nicht, vollkommen an der gesellschaftlichen Realität vorbeigehen", sagt der Präsident des Deutschen Kinderhilfswerks, Thomas Krüger. Diese Pluralität müsse anerkannt werden. Alarmierend sei, dass das Risiko, von Armut gefährdet zu sein, bei Kindern mit Migrationshintergrund dreimal höher sei.
Bei immer mehr Kindern werden Zeichen von Vernachlässigung, Gewalt und Missbrauch festgestellt. Das könne aber daran liegen, dass Behörden und Gesellschaft sensibler geworden sind, sagt Sibylle von Oppeln-Bronikowski vom Statistischen Bundesamt. Die Zahl der festgestellten akuten und latenten Kindeswohlgefährdungen stieg in den vergangenen vier Jahren um 18 Prozent.
Fast jeder sechste Minderjährige ist armutsgefährdet. "Gerade für eine reiche Volkswirtschaft wie Deutschland, deren wirtschaftliche Performance immer wieder gepriesen wird, ist das ein mehr als beschämender Befund", kritisiert Krüger vom Kinderhilfswerk. In den vergangenen Jahren seien trotz guter Wirtschaftslage kaum Fortschritte gemacht worden. Für die Kinder bedeute das nicht nur materielle Entbehrung, sondern soziale Ausgrenzung und weniger Teilhabe an der Gesellschaft.
Der Großteil der Kinder und Jugendlichen geht im Grunde ganz gern zur Schule. Rund die Hälfte fühlt sich danach aber erschöpft - besonders die, die auf Gymnasium oder Hauptschule lernen. Am wenigsten Spaß in der Schule haben Hauptschüler, am meisten Gymnasiasten und Grundschüler.
Mehr als 90 Prozent der Kinder und Jugendlichen treffen sich mindestens ein- bis zweimal pro Woche mit Freunden. Ähnlich beliebt ist Fernsehen. Bei anderen Hobbys zeigen sich soziale Unterschiede: Hauptschüler treiben seltener Sport als Gymnasiasten, spielen seltener Musikinstrumente und lesen weniger Bücher. Bei Realschülern sind die Anteile kaum höher. Besonders beliebt sind Musik und Lesen dagegen in der Grundschule. Auffällig: Hauptschüler nutzen das Internet seltener als Gymnasiasten, spielen aber häufiger am Computer, Handy oder an der Spielekonsole.