Wie sich der Schweregrad von Schwangerschaftsdiabetes vorhersagen lässt

Der CHANGED-Score bietet eine vielversprechende Perspektive für die Früherkennung des Risikos einer Insulinabhängigkeit bei Schwangerschaftsdiabetes. Künftige Studien müssen aber noch seine Stabilität und Validität sicherstellen.

Übersetzt aus dem Italienischen

Die Zahl der Fälle von GDM nimmt stetig zu

Gestationsdiabetes mellitus ist eine Erkrankung, die durch eine Glukoseintoleranz gekennzeichnet ist und die erstmals während der Schwangerschaft festgestellt wird, ohne dass es sich um einen offenen Diabetes handelt. Er ist die häufigste Stoffwechselstörung und die häufigste medizinische Komplikation während der Schwangerschaft, wobei schätzungsweise 2 bis 9 Prozent der Schwangerschaften weltweit davon betroffen sind.

In Deutschland stieg der Anteil des Schwangerschaftsdiabetes von 4,6 Prozent aller Krankenhausgeburten im Jahr 2013 auf 6,8 Prozent im Jahr 2018. 2021 lag er bereits bei 8,5 Prozent.1 Dieser Trend ist auch in anderen westlichen Ländern zu beobachten und könnte mit einem Anstieg der Adipositasraten und einem höheren Durchschnittsalter bei der Empfängnis korrelieren. Nach Angaben der Vereinigung der Diabetes-Ärzte werden in Italien jedes Jahr etwa 40.000 Schwangerschaften durch Diabetes kompliziert.

Auswirkungen des Gestationsdiabetes auf die Gesundheit von Mutter und Kind

Der GDM verschwindet in der Regel nach der Entbindung, stellt jedoch einen bedeutenden Risikofaktor für die spätere Entwicklung eines Typ-2-Diabetes dar, wobei in einigen Studien ein Risiko von bis zu 30% nach GDM geschätzt wird. GDM ist außerdem mit verschiedenen perinatalen Komplikationen für die Mutter und den Fötus/das Kind verbunden (Präeklampsie, Fehlgeburt, fetale Anomalien und Makrosomie, Kaiserschnitt und neonatale Hypoglykämie).

Das Ausmaß der Auswirkungen auf die mütterliche und fetale Gesundheit wird hauptsächlich durch den Schweregrad der Erkrankung bestimmt, der im Allgemeinen als mittelschwer oder schwer (insulinabhängiger GDM) eingestuft wird. Die Unterscheidung zwischen den beiden Arten des GDM-Verlaufs ist nicht nur für die richtige Behandlung, sondern auch für die Wahl der richtigen Strategie für das Patientenmanagement (Häufigkeit der Termine, interventionelle Therapie, Planung der Entbindung) von wesentlicher Bedeutung.

Eine ordnungsgemäße Überwachung und Behandlung des Schwangerschaftsdiabetes kann die perinatalen Ergebnisse verbessern. Es kann jedoch schwierig sein, den Krankheitsverlauf auf der Grundlage der ersten Konsultation und der heute üblichen oralen Glukosebelastungskurven vorherzusagen.

Der CHANGED-Score zur Vorhersage des Schweregrads von Gestationsdiabetes

Für die kürzlich im Journal of Clinical Medicine veröffentlichte Studie wurden Daten der Charité von Januar 2015 bis Dezember 2022 verwendet. Die endgültige Kohorte umfasste 1.611 Patientinnen mit Einzelschwangerschaften, pathologischem Ansprechen auf den 75g Oral Glucose Tolerance Test (OGTT) und anschließender Entbindung an der Berliner Charité. Bei 77,5% wurde ein moderater GDM diagnostiziert, bei 22,5% ein insulinpflichtiger GDM.

Der CHarité AssessmeNt of GEstational Diabetes (CHANGED) Score zeigte mit einer Fläche unter der Kurve (AUC) von 0,77 eine hohe Vorhersagegenauigkeit bei der Identifizierung von insulinabhängigem Gestationsdiabetes. Dies zeigt, dass das Modell wirksam zwischen Patientinnen mit hohem und niedrigem Risiko unterscheiden kann. Eine solche Genauigkeit ist für die Optimierung des Managements und der Behandlung von Patientinnen mit Schwangerschaftsdiabetes von entscheidender Bedeutung und ermöglicht ein rechtzeitiges und gezieltes Eingreifen.

Der CHANGED Score basiert auf mehreren Schlüsselfaktoren, die die Vorhersage der Insulinabhängigkeit bei Schwangerschaftsdiabetes beeinflussen. Der Nüchternblutzuckerspiegel, der BMI vor der Schwangerschaft und das Alter der Mutter waren besonders wichtig. Insbesondere hohe Nüchternblutzuckerwerte über 106 mg/dL, ein BMI vor der Schwangerschaft über 33,2 und ein fortgeschrittenes Alter der Mutter wurden mit höheren Werten im Vorhersagemodell in Verbindung gebracht. Im Vergleich zu anderen prädiktiven Instrumenten ist der CHANGED Score einfacher und praktischer als andere Methoden, so die Autoren.

Der CHANGED-Score in der klinischen Praxis

Die Anwendung des CHANGED-Score in der klinischen Praxis könnte die Behandlung von Schwangerschaftsdiabetes revolutionieren. Die frühzeitige Identifizierung von Patientinnen mit dem Risiko einer Insulinabhängigkeit ermöglicht eine genauere Anpassung der Behandlungspläne und eine engere Überwachung. Dieser gezielte Ansatz könnte das Risiko mütterlich-fötaler Komplikationen verringern und die perinatalen Gesamtergebnisse verbessern.

Seine Anwendbarkeit in verschiedenen klinischen Umfeldern erfordert weitere Validierungsstudien an größeren und vielfältigeren Populationen. Eine externe Validierung des CHANGED-Score ist von entscheidender Bedeutung, um seine Anpassungsfähigkeit an verschiedene klinische Situationen zu gewährleisten. Darüber hinaus könnten künftige Forschungsarbeiten die Auswirkungen der Modellimplementierung auf die klinische Praxis und die langfristigen mütterlich-fetalen Ergebnisse untersuchen.
 

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