Bei Depressionen ist eine kognitive Verhaltenstherapie über das Internet (iCBT) genauso wirksam wie die traditionelle Variante (CBT). Dies zeigt eine internationale Studie, an der auch die Universität Göteborg beteiligt war. Den positiven Effekt haben allerdings nicht alle Online-Behandlungen.
Kognitive Online-Verhaltenstherapie wird als Behandlungsmethode immer gefragter. Bislang war jedoch unklar, welche Teile der Behandlung bei Depressionen am hilfreichsten sind, welche weniger wirksam sind und welche den Patient:innen möglicherweise schaden. Im Rahmen einer internationalen Studie der Universität Kyoto (Japan) haben sich Forschende der Universität Göteborg an einer systematischen Literaturübersicht und Metaanalyse beteiligt. Die Studie stützt sich auf 76 randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) in Schweden und anderen Ländern mit insgesamt 17.521 Patient:innen, davon 71 Prozent Frauen.
"Bei leichten oder mittelschweren Depressionen ist die Wirkung der kognitiven Verhaltenstherapie im Internet genauso gut wie die der herkömmlichen kognitiven Verhaltenstherapie. Für viele ist es eine hervorragende Möglichkeit, Zugang zu einer Therapie zu erhalten, ohne einen Therapeuten aufsuchen zu müssen. Wir haben auch gesehen, dass sie besonders gut für ältere Menschen ist - ein Ergebnis, das wir nicht unbedingt erwartet hatten", sagt Cecilia Björkelund, Co-Autorin und Seniorprofessorin für Familienmedizin an der Sahlgrenska Akademie der Universität Göteborg.
Wie bei der traditionellen kognitiven Verhaltenstherapie geht es auch bei der Online-Therapie darum, die Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen der Patient:innen zu ändern, die sie in ihrem Leben behindern und ihre Stimmung beeinträchtigen. Während der etwa 10 Wochen dauernden Behandlung, erhalten die Patient:innen Aufgaben und Übungen, die sie selbständig durchführen sollen.
Für die Prognose war von besonderer Bedeutung, wie stark die Depression zu Beginn der Behandlung bereits ausgeprägt war. Je leichter die Depression, desto besser die Ergebnisse. Die Unterstützung durch den Therapeuten und Erinnerungen per SMS erhöhten den Anteil der Patient:innen, die die Therapie abschlossen.
"Wenn man iCBT im Gesundheitswesen einsetzen will, müssen die Programme genauso gut reguliert sein wie Medikamente, aber das ist bisher nicht der Fall. Mit dieser Studie machen wir einen Schritt in diese Richtung. Erstens untersucht die Studie, was am wirksamsten ist. Zweitens liefert sie Erkenntnisse darüber, wie man ein Programm gestalten und seine Zusammensetzung an die Probleme der Patienten anpassen kann", sagt Björkelund.
Die iCBT erfordert einen kontinuierlichen therapeutischen Kontakt. Denn der Therapeut muss innerhalb von drei bis vier Wochen erkennen, ob sich der Patient:innen-Zustand verbessert oder schlechtert. Bei schweren Depressionen sei eine Internet-vermittelte Therapie darum ungeeignet. Außerdem können Programmen mit Entspannungstherapie depressive Symptome verschlimmern und eine "entspannungsinduzierte Angst" hervorrufen. "Für eine depressive Person ist das nicht ratsam. Entspannungsprogramme sollten nicht als Teil der Depressionsbehandlung in der Gesundheitsversorgung eingesetzt werden", sagt Björkelund.
Grundlage der neuen Studie ist die randomisierte kontrollierte PRIM-NET-Studie zu iCBT des Instituts für Medizin und der Abteilung für Psychologie der Universität Göteborg in der Primärversorgung der Region Västra Götaland, die zwischen 2010 und 2013 durchgeführt wurde.
Quelle:
Toshi A. Furukawa et al: Dismantling, optimising, and personalising internet cognitive behavioural therapy for depression: a systematic review and component network meta-analysis using individual participant data. The Lancet Psychiatry. August 2021.