Gibt es zu viele Krankenhausbetten in Rheinland-Pfalz? Und wenn ja, wie viele? Die Meinungen dazu gehen weit auseinander. Irgendeine Zahl muss demnächst in den neuen Krankenhausplan einfließen.
Die Meinungen zur Zahl der in Rheinland-Pfalz benötigten Krankenhausbetten gehen weit auseinander. Während es nach Ansicht des Landesrechnungshofes und eines Gutachtens Tausende zu viel sind, sieht das die Krankenhausgesellschaft im Land völlig anders. Entsprechend unterschiedlich fallen auch die Reaktionen auf das am Dienstag vorgestellte Gutachten zum neuen Krankenhausplan aus.
Dieses vom Mainzer Gesundheitsministerium in Auftrag gegebene Gutachten kommt zu dem Schluss, dass es in Rheinland-Pfalz einen Bettenüberhang von mehr als 2600 gibt. Der Landesrechnungshof hatte schon vor Monaten von einem Überhang von 1800 Betten gesprochen. Nichtsdestotrotz kündigte Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) für den neuen Krankenhausplan nur einen "leichten Bettenabbau" an. Der Plan soll bis Ende dieses Jahres fertig sein und von 2019 bis 2025 gelten.
Auf welcher Grundlage das Ministerium zu einem "leichten Bettenabbau" komme, könne nicht nachvollzogen werden, teilte der Landesrechnungshof in Speyer am Mittwoch mit. Dass die Zahlen zum Überhang von Rechnungshof und Gutachten so deutlich voneinander abwichen, liege unter anderem daran, dass das Gutachten höhere Soll-Auslastungsgerade angesetzt habe. Der Wert gibt an, wie stark einzelne Klinik-Fachbereiche in einzelnen Regionen ausgelastet sein sollen. Auch diese Vorgaben dürften im neuen Krankenhausplan verändert werden.
Die Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz glaubt indes nicht, dass es Tausende Betten zu viel in Kliniken gibt. "In den letzten Jahren hat die Anzahl der im Krankenhaus behandelten Patienten beständig zugenommen", teilte sie am Mittwoch in Mainz mit. Die Zahl der vollstationär behandlungsbedürftigen Patienten sei zwischen 2009 und 2016 um rund zehn Prozent gestiegen. Insofern sei nach einer ersten Einschätzung nicht nachvollziehbar, wie das Gutachten zu dem Bettenüberhang von mehr als 2600 komme.
Die Gesellschaft wertete es als erfreulich, dass Bätzing-Lichtenthäler nur einen leichten Abbau erwarte und wie die Gesellschaft auch einen Bedarf an zusätzlichen Betten in der Altersmedizin und Psychiatrie sehe. Die Krankenhausgesellschaft vertritt nach eigenen Angaben die Interessen von 100 Kliniken im Land.
Der Leiter der Landesvertretung der Techniker Krankenkasse (TK), Jörn Simon, mahnte: "Wichtig wird jetzt sein, sich die einzelnen Fachbereiche genauer anzuschauen." Rheinland-Pfalz als Flächenland müsse einen Spagat hinbekommen, es müsse einerseits die ländliche Versorgung sichern und andererseits Leistung bündeln.