Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben viele wichtige Informationen zu teilen, doch auf der Suche nach dem richtigen Format treffen Sie oft die falsche Wahl. Ein Team der Universität Trier hat herausgefunden, wie Forschende ein größeres Publikum erreichen könnten.
Seit Beginn der Corona-Pandemie ist Wissenschaftskommunikation gefragter geworden. Doch während Sendeformate wie Talkshows und Podcasts mit WissenschaftlerInnen ein großes Publikum generieren, errreichen Wissenschaftsvideos von WissenschaftlerInnen, Forschungseinrichtungen oder Universitäten nur wenige Zuschauer. Laien, die sich bei YouTube mit Wissenschaft beschäftigen, sind da deutlich erfolgreicher. Warum ist das so und wie könnte das geändert werden, etwa um junge Menschen dazu zu bewegen, beruflich den Weg in die Wissenschaft einzuschlagen? Der Frage ist das Forschungsprojekt "Audio-Visuelle Wissenschaftsvermittlung" vom Fachbereich Medienwissenschaft an der Universität Trier nachgegangen.
Prof. Hans-Jürgen Bucher und sein Team haben 400 deutschsprachige Wissenschaftsvideos unterschiedlicher Fächer auf YouTube ausgewertet, teils von WissenschaftlerInnen und von Nicht-WissenschaftlerInnen. Zu den 50 bei den Testpersonen beliebtesten Videos gehörten die von Laien. Und zwar nicht nur, weil die Videos anschaulicher produziert wurden, sondern weil ihre Macher die soziale Plattform für die Interaktion mit ihrem Publikum nutzten. Die Zuschauer posteten ihre Meinung in den Kommentaren, die YouTuber antworteten und vermittelten ihren Zuschauern das Gefühl, an der inhaltlichen Ausrichtung des Kanals beteiligt zu sein, das ist zumindest aus den Kommentaren auf die Videos zu schließen, die das Team aus Trier untersucht hat.
Während WissenschaftlerInnen etablierter Einrichtungen meist Erklär- und Expertenvideos nutzen und damit nur 25.000 beziehungsweise 4.000 Aufrufe bekommen, greifen erfolgreiche Youtuber auf Präsentations- und Animationsvideos zurück und erreichen damit im Durchschnitt 140.000 Aufrufe. Ein besonders gutes Beispiel ist für Bucher die Chemikerin Mai Thi Nguyen-Kim mit ihrem YouTube-Kanal maiLab. Sie schafft es mit ihrem Mix aus Eigenpräsentation, Bewegtbildern und animierten Grafiken komplexe Inhalte wie zum Beispiel die Coronaimpfungen anschaulicher zu gestalten und so mehr Aufmerksamkeit zu erregen. Mit ihrem letzten Video erreichte sie innerhalb von zwei Wochen zwei Millionen Aufrufe, Wissenschaftsvideos mancher Universitäten erreichten in sechs Jahren gerade mal Zugriffe im vierstelligen Bereich.
Nun lässt sich allein durch Aufmerksamkeit noch kein Wissen vermitteln. Bewegtbilder sind nicht immer geeignet, um komplexe Inhalte in ihrer ganzen Bandbreite darzustellen. Fakten etwa lassen sich laut Bucher auf diese Weise gut wiedergeben, nicht aber das Strukturwissen. Ideal für die Wissensvermittlung sind Erklär- und Animationsvideos. Soll dagegen die Person im Fokus stehen, solle auf ablenkende Elemente verzichtet werden. "Vor der Produktion eines Videos ist es daher wichtig, sich die Frage zu stellen, welches Ziel man damit verfolgen und wen man erreichen will", rät Bucher.
Aus den Resultaten der Studie schließt das Team aber, dass auch WissenschaftlerInnen die Vorteile der meistgenutzten Videotypen nutzen sollten, um mehr gesehen zu werden. In einer Online-Umfrage sowie in Wissenstests und Blickaufzeichnungen konnten die Erkenntnisse bestätigt werden. Den Testpersonen wurden jeweils 20 Videos gezeigt, die sie danach bewerten sollten, von welchen sie sich am meisten angesprochen fühlten. Auch hier punkteten die Präsentations- und Animationsvideos deutlich.