Eine junge Mutter und ihr Neugeborenes sterben, nachdem sie ein Mittel aus einer Kölner Apotheke eingenommen haben. Wie viele PatientInnen sind noch betroffen? Eine Mordkommission ermittelt.
Bei der Untersuchung zweier Todesfälle in Köln, die auf ein Glukosemittel aus einer Apotheke zurückgehen sollen, sind die Ermittler auf einen toxischen Stoff gestoßen. Dieser Stoff sei in einem Glukosebehältnis in der Apotheke festgestellt worden, teilte die Polizei mit.
Eine junge Frau und ihr Kind, das ÄrztInnen noch per Kaiserschnitt retten wollten, waren in der vergangenen Woche nach der Einnahme eines in der Kölner Apotheke hergestellten Glukosemittels gestorben. Die Frau starb laut Obduktion an multiplem Organversagen. Die Glukoselösung war nach Angaben der Polizei für einen standardmäßigen Test bei Schwangerschaftsdiabetes verkauft worden.
Die Ermittler können nach Angaben eines Sprechers nicht ausschließen, dass weiteres giftiges Material im Umlauf ist. Die Polizei hatte nach dem Tod der 28-Jährigen und ihres Neugeborenen auf Grundlage erster Erkenntnisse vor der Lösung gewarnt. Bis zum 24.09.2019 habe sich aber noch niemand gemeldet, der Glukose aus der betroffenen Apotheke zu Hause habe, sagte Polizeisprecher Ralf Remmert am Dienstag in Köln.
Polizei und Stadt hatten am Abend des 23.09. ausdrücklich davor gewarnt, Mittel mit Glukose einzunehmen, die in der Heilig-Geist-Apotheke in Köln-Longerich zusammengestellt wurden. PatientInnen, die glukosehaltige Präparate dieser Apotheke besitzen, sollten sie nicht einnehmen und umgehend bei der nächsten Polizeiwache abgeben. Die Stadt hat der Heilig-Geist-Apotheke vorerst untersagt, selbst produzierte Medikamente zu verkaufen.
Die Todesfälle stellen den Inhaber der Apotheke nach eigenen Angaben vor ein Rätsel. "Ich bin fassungslos, ich kann es mir nicht erklären", sagte der Apothekeninhaber Till Fuxius. Er vertraue auf die Ermittlungen der Polizei. "Dabei bin ich Zeuge, nicht Beschuldigter", betonte der Apotheker.
Ein Arzt hatte die Behörden eingeschaltet. Bei einer anderen Frau, die das gleiche Mittel eingenommen habe, seien auch Komplikationen aufgetreten. Sie habe die Einnahme abgebrochen.
Glukosetests werden nach Informationen der Deutschen Diabetes Gesellschaft durchgeführt, um mögliche Diabetes-Erkrankungen während einer Schwangerschaft erkennen zu können.
Das Heilig-Geist-Krankenhaus, auf dessen Gelände sich die Apotheke befindet, ist nach eigenen Angaben nicht betroffen. Man beziehe keine Medikamente aus der Apotheke, sagte eine Sprecherin. Die Apotheke sei eigenständig und gehöre nicht zum Krankenhaus.
Die Behörden haben die sofortige Schließung von drei Apotheken in Köln angeordnet. Es gehe um den vorbeugenden Gesundheitsschutz während der laufenden Ermittlungen, sagte ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Gesundheitsministeriums am 26.09.2019.
"Da eine Gefährdung weiterer Kunden durch von der Apotheke abgegebene Arzneimittel nicht vollständig ausgeschlossen werden kann, ist die vorübergehende Schließung des gesamten Apothekenbetriebs erforderlich", teilte die Bezirksregierung Köln mit. Es handelt sich um die Apotheke, aus der die vergiftete Arznei stammte, sowie um zwei Filialen.
Von der Bezirksregierung hieß es: "Bis zum jetzigen Zeitpunkt konnte staatsanwaltschaftlich nicht abschließend ermittelt werden, wer die Verantwortung für die Verunreinigung trägt oder ob es sich möglicherweise um eine absichtliche Manipulation handelt."