Sonnenallergie – liegt es am Mikrobiom?

Aktuelle Forschungsergebnisse deuten auf einen komplexen Zusammenhang zwischen dem Hautmikrobiom und dem Auftreten der polymorphen Lichtdermatose hin.

Neue Erkenntnisse zu Ursachen der häufigsten Photodermatose

Was führt dazu, dass manche Menschen die Sonne scheinbar nicht vertragen?

Trotz des Namens handelt es sich bei einer "Sonnenallergie" um keine Allergie gegen die Sonne. Nach heutigem Verständnis veranlassen Veränderungen in der sonnenexponierten Haut das Immunsystem dazu, einige der "besonnten" Hautbestandteile als fremd zu erkennen und eine Abwehrreaktion gegen sie auszulösen. Die Folge ist das Bild einer Überempfindlichkeitsreaktion vom Spättyp, die sich meist als juckender roter Hautausschlag mit winzigen Bläschen äußert. In seltenen Fällen kann die Hautreaktion schwerwiegender ausfallen und Urtikaria oder kleine Blasen hervorbringen, die sich sogar auf die Haut bekleideter Areale ausbreiten können.3 Betroffen sind in der Regel Hautbereiche, die in den kälteren Monaten nicht der Sonne ausgesetzt sind, denen also die immunologische Anpassung an die UV-Strahlung fehlt (im Gegensatz zur Gesichtshaut, die ständig exponiert bleibt).2

All dies tritt nur bei bestimmten, dafür empfindlichen Menschen auf. Zuweilen sind wenige kurze Momente der Sonneneinstrahlung ausreichend als Auslöser.3 "Neuere präklinische Erkenntnisse deuten darauf hin, dass das Mikrobiom der Haut ein entscheidender Modulator der durch UV-Strahlung ausgelösten Zytokinexpression ist und dadurch die nachfolgende Immunreaktionen beeinflusst", schreibt ein Autorenteam der Universität Graz.2 Sie haben diesen Zusammenhang kürzlich weiter untersucht, indem sie sechs PMLE-Betroffene und 15 gesunde Kontrollen im Rahmen einer Halbkörper-Pilotstudie künstlicher Sonnenstrahlung aussetzten und zuvor die Haut desinfizierten oder nicht.2

Möglicher Schlüssel: UV-bedingte Zytokinregulierung durch das Hautmikrobiom

In der Grazer Studie wurden 71 Zytokine untersucht. Hiervon zeigten sich 20 Zytokine bei den PMLE-Patienten (im Vergleich zu den Kontrollpersonen) signifikant herunterreguliert. Bemerkenswerterweise waren diese Ungleichgewichte nach Hautdesinfektion nicht mehr zu beobachten und der Effekt wurde mit wiederholter Sonnenbestrahlung immer evidenter.

Heißt das, Betroffene sollten mit desinfizierter Haut in die Sonne eilen? Natürlich nicht! Die desinfizierte Haut zeigte keine anderen Ergebnisse in Bezug auf den PLE-Score, das Erythem, die Pigmentierung oder die Zahl apoptotischer Zellen nach UV-Bestrahlung. Doch die Desinfektion stellte die niedrigen Zytokin-Spiegel in der Haut von PMLE-Patienten wieder her. Dies werten die Grazer Forscher als Indiz dafür, dass die UV-induzierte Zytokinregulation und somit die Immunreaktion bei Sonnenallergie durch das Hautmikrobiom moduliert wird.
"Ein besseres Verständnis dieser Zusammenhänge könnte den Weg für die Entwicklung neuartiger Therapiestrategien ebnen, wie z.B. gezielte Eingriffe zur Modulation des Hautmikrobioms", schließen sie.2
 

Sonne und Haut

Einfluss des Mikrobioms auf Prozesse im menschlichen Körper

Quellen:
  1. Burfield, L. et al. Systematic review of the prevalence and incidence of the photodermatoses with meta-analysis of the prevalence of polymorphic light eruption. J Eur Acad Dermatol Venereol 37, 511–520 (2023).
  2. Zarfl, M. et al. Eradication of skin microbiota restores cytokine production and release in polymorphic light eruption. Experimental Dermatology 33, e15034 (2024).
  3. Sun Allergy (Photosensitivity). Harvard Health https://www.health.harvard.edu/a_to_z/sun-allergy-photosensitivity-a-to-z (2018).

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