- Zhao L et al. Sugar-sweetened and artificially sweetened beverages and risk of liver cancer and chronic liver disease mortality. JAMA. 2023;330:537-46.
Etwa zwei Drittel aller US-Bürger konsumieren täglich Softdrinks oder gesüßte Fruchtsäfte. Zugleich ist die Inzidenz von Leberkrebs in den USA in den letzten Jahrzehnten rasant gestiegen. Als bekannte Risikofaktoren gelten chronische Hepatitis-Infektionen, Stoffwechselstörungen wie Typ-2-Diabetes und Fettleibigkeit sowie übermäßiger Alkoholkonsum. Ob sich auch Zucker bei den Risikofaktoren für die Leber einreihen könnte, wollte ein Team um den Epidemiologen Longgang Zhao von der Universität in South Carolina, Columbia, genauer wissen.
Für ihre Untersuchung griffen die Forscher auf die Women's Health Initiative zurück, eine große prospektive Studie mit rund 160.000 postmenopausalen Frauen in 40 klinischen Zentren der USA, die bereits im Jahr 1993 gestartet war. Aus dieser Kohorte rekrutierten sie knapp 100.000 Teilnehmerinnen und befragten sie zu ihrem Trinkverhalten. Anhand von Fragebögen wurde der Verzehr von zucker- und künstlich gesüßten Getränken ermittelt, reine Fruchtsäfte ohne Zuckerzusatz wurden nicht berücksichtigt. Der Konsum wurde gestaffelt nach:
Eine Portion entsprach dabei einer Getränkedose mit 355 ml.
Primäre Endpunkte waren:
Während einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 20,9 Jahren entwickelten 207 Frauen Leberkrebs, 148 starben an einer chronischen Lebererkrankung. Im Vergleich zum Konsum von 3 oder weniger Portionen zuckergesüßter Getränke pro Monat hatten diejenigen, die 1 oder mehr Portionen pro Tag konsumierten, ein 1,85fach so hohes Risiko für Leberkrebs. Das Sterberisiko für chronische Lebererkrankungen war in der Gruppe mit dem höchsten Verbrauch an Süßgetränken 1,68-fach so hoch wie beim moderaten Konsum. Künstlich gesüßte Getränke erhöhten dagegen auch in großen Mengen weder das Risiko für Leberkrebs noch für die leberbedingte Sterblichkeit.
Eine weitere interessante Beobachtung: Der Ersatz eines zuckergesüßten Getränks durch 1 Portion Kaffee oder Tee war mit einer niedrigeren Leberkrebsinzidenz verbunden, wenngleich das Ergebnis nicht signifikant war. Ähnliche Beobachtungen wurden bereits in einer Kohortenstudie mit der US-amerikanischen Allgemeinbevölkerung gemacht.
Als mögliche Erklärung für die negativen Auswirkungen von zuckergesüßten Getränken auf die Leber diskutierten die Autoren u.a. die Begünstigung von Fettleibigkeit und Insulinresistenz, die wiederum einen Risikofaktor für Lebererkrankungen darstellen. Auch weitere Zusatzstoffe in Süßgetränken könnten eine Rolle spielen. Doch diese pathophysiologischen Herleitungen bleiben hypothetisch und bedürfen weiterer Untersuchungen.
Die Studie zeigt einmal mehr, dass der starke Konsum zuckerhaltiger Getränke hohe gesundheitliche Risiken birgt und vermutlich auch die Leber schädigt. Zuckerersatzstoffe könnten zumindest eine gesündere Alternative sein. Am besten schnitten bei den Getränken Kaffee oder Tee ab – natürlich ungesüßt. Generell scheint es empfehlenswert, über Getränke möglichst gar keinen zusätzlichen Zucker aufzunehmen. Schließlich steckt in unserer heutigen Ernährung schon mehr als genug.