COPD: Vorhersagemodell identifiziert Raucher mit hohem Risiko

Wüssten Sie nicht auch gerne schon frühzeitig, welche Ihrer rauchenden Patienten besonders gefährdet sind für eine COPD, um sie bestmöglich behandeln zu können?

Wie hängen Zigarettenrauchen und COPD zusammen?

Warum gibt es bisher noch kein COPD-Screening?

Das Problem ist: Die behandelnden Ärzte müssten neben jährlichen Spirometrien auch CT-Untersuchungen des Thorax sowie Messungen der Diffusionskapazität durchführen, um mögliche Risikopatienten zu identifizieren. Das ist nicht nur zeit- und ressourcenintensiv, sondern vor allem in Ländern mit eingeschränkten Gesundheitssystemen schlichtweg nicht möglich. Daher werden seit geraumer Zeit u.a. von der GOLD (Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease) Anstrengungen unternommen, Betroffene in früheren Krankheitsstadien ausfindig zu machen. Aber wie?

Darauf haben Miguel Divo und sein Team jetzt womöglich eine Antwort gefunden. Sie rekrutierten für ihre Studie (DOI: 10.1183/13993003.00806-2023) knapp 700 Personen aus einer bestehenden Beobachtungskohorte, die mindestens 15 pack years (py = Packungsjahre = Raucherjahre × Anzahl der täglich gerauchten Schachteln > 1 Packung pro Tag × 15 Jahre = 15 Packungsjahre) zusammenbrachten, bei Studienbeginn und in den darauffolgenden drei Jahren aber unauffällige Spirometrie-Werte aufwiesen (FEV1/FVC ≥ 0,7 und FEV1 ≥ 80 Prozent). Sie wurden insgesamt gut 6 Jahre beobachtet und erhielten im Durchschnitt 5 Spirometrie-Messungen.

In diesem Zeitraum entwickelten 110 Personen (16 Prozent) eine beginnende Atemwegsobstruktion, 15 (2 Prozent) eine Einschränkung nach der sogenannten PRISm-Klassifikation (Preserved Ratio Impaired Spirometrie: FEV1/FVC ≥ 0,70 und FEV1 < 80 Prozent). 63 (9 Prozent) zeigten ein "instabiles" Muster, und 489 (72 Prozent) behielten eine normale Spirometrie. 

Welche Faktoren erhöhen das Risiko für eine COPD?

Die Forscher leiteten vier Prädiktoren ab, die das Risiko einer chronischen obstruktiven Lungenerkrankung erhöhen:

Vor allem ein FEV1/FVC-Verhältnis zwischen 0,70 und 0,75 korrelierte stark mit der Entwicklung einer COPD. Wenn alle Kriterien gleichzeitig erfüllt waren, erhöhte sich das Risiko über einen Zeitraum von 6 Jahren auf 85 Prozent – im Vergleich zu lediglich 2 Prozent bei denjenigen ohne alle Prädiktoren.

Das Vorhersagemodell wurde an Probanden einer anderen COPD-Studie extern validiert und zeigte dort ähnliche Ergebnisse. Es erreichte eine Sensitivität von 0,72 und eine Spezifität von 0,85.

Was bringt der Risikokalkulator für COPD?

Die Autoren sehen in dem Vorhersagemodell ein praktikables und wirtschaftliches klinisches Instrument für die Prognose von Rauchern. Damit könnten Ärzte und Forscher Risikopersonen früher identifizieren und im besten Fall wirksame krankheitsmodifizierende Interventionen gleich zu Beginn der Erkrankung einleiten.
 

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