In einer Vorab-Pressekonferenz stellte Kongresspräsident Prof. Andreas Krause eine gemeinsame Arbeit mit Rheumatologen von vier deutschen Unikliniken vor. Darin untersuchten die Autoren regionale Frühversorgungsmodelle für Rheuma-Patienten. Weil viele entzündlich-rheumatische Erkrankungen durch fehlende fachärztliche Kapazitäten und langen Wartezeiten bis zu Erstabklärung erst spät diagnostiziert werden, hat das negativen Folgen sowohl für die Patienten als für das Gesundheitssystem. Denn wenn die hervorragenden Behandlungsmöglichkeiten mit modernen Medikamenten nicht rechtzeitig eingesetzt würden, würden den Patienten bleibende Schäden an den Gelenken drohen. In der Arbeit werden mögliche Lösungen vorgestellt.
Es gibt verschiedene wissenschaftlich evaluierte Frühversorgungsmodelle, mit denen die ambulante rheumatologische Versorgung verbessert werden könnte. Die untersuchten Frühversorgungsmodelle an den Kliniken in Altötting-Burghausen, Berlin-Buch, Düsseldorf und Heidelberg orientierten sich an den regionalen Gegebenheiten und konnten auf diese Weise die dort vorhandenen Kapazitäten nutzen, um Diagnose und Therapie zu verbessern.
Für Krause sind die Vorselektierung der Patienten und spezielle Screeningsprechstunden wichtige Stellschrauben, um das Kapazitätsproblem zu lösen. Und: Je besser Rheumatologen mit den Hausärzten zusammenarbeiten, die in der Regel den Erstkontakt mit den Patienten haben, desto besser gelingt die Frühversorgung. Allgemeinmediziner und deren Praxisteams sollten auf das Erkennen von Symptomen verschiedener Erkrankungen geschult werden. So könnte das Erfragen der Symptome bereits bei der Terminvergabe erfolgen und die Möglichkeit einer rheumatologischen Erkrankung bereits im Vorfeld in Betracht gezogen werden.
Hier könnten offene rheumatologische Sprechstunden zur strukturierten Erfassung der Symptomatik und raschen Einleitung der weiteren Versorgung eingesetzt werden und so die Wartezeiten verkürzen. Zudem könnten bestimmte ärztliche Leistungen an speziell ausgebildete Fachassistenten delegiert werden. So können die ärztlichen Kapazitäten für die Diagnosestellung und die weitere Betreuung der Rheuma-Patienten genutzt werden. Eine weitere Möglichkeit zur Erfassung und Auswertung der Symptome könnten digitale Hilfsmittel bieten, dargestellt auf einer einheitlichen Plattform.
Der Erfolg der Frühversorgungsmodelle bestätigt für Krause den Einsatz dieser Maßnahmen. Damit konnte zum Beispiel das Uniklinikum Düsseldorf bei zwei Dritteln der Patienten die Zeit vom Erstsymptom bis zur Diagnose auf weniger als drei Monate verkürzen.
So erfolgreich die Maßnahmen auch gewesen sind. Sie müssen an die gegebenen Bedingungen angepasst werden und die sind nicht überall gleich. Die Kliniken haben verschiedene Ambulanzformen, unterschiedliche Personaldecken, eine heterogene Versorgungsdichte und sie werden nicht immer ausreichend finanziert. Die verschiedenen Bedingungen zeigen für Krause aber auch, dass es unterschiedliche Versorgungsmodelle je nach regionalen Bedingungen geben kann, die dann zum Erfolg führen können. Aufgrund der demografischen Entwicklung und den dadurch entstehenden rheumatologischen Versorgungsbedarf müssten die ambulanten Versorgungskapazitäten ausgebaut werden. Die Lösung wäre eine ambulante spezialfachärztliche Versorgung durch die Teilnahme von Rheumakliniken an der ambulanten Versorgung. Die eigentliche Lösung für die Versorgungskrise wäre für Krause aber der Ausbau von rheumatologischen Weiterbildungsmöglichkeiten.
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