STIs vermeiden: Doxycyclin als Postexpositionsprophylaxe?
Eine aktuelle Studie hat untersucht, ob die Inzidenz von sexuell übertragbaren Krankheiten (STIs) durch eine postexpositionelle Gabe von Doxycyclin reduziert werden kann.
Effekt von Doxycyclin bei STI-Prävention?
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Studie mit 501 Teilnehmern, die entweder eine Präexpositionsprophylaxe gegen HIV einnahmen oder mit HIV leben und in den letzten 12 Monaten Gonorrhoe, Chlamydien oder Syphilis hatten.
- 2:1-Randomisierung für 200 mg Doxycyclin innerhalb von 72 Stunden nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr oder keine Gabe des Arzneimittels.
- Die Gabe von Doxycyclin konnte die Inzidenz von Syphilis, Gonorrhoe und Clamydien um zwei Drittel senken.
STIs ein Problem für vulnerable Gruppen
Sexuell übertragbare Krankheiten können jeden und jede treffen. Häufig reicht eine einfache Behandlung durch den Hausarzt oder Gynäkologen, wobei gleiches nicht immer für Risikogruppen gilt. Insbesondere für Menschen, die mit HIV leben, kann eine Infektion mitunter schwerwiegende Konsequenzen haben.
Nach wie vor gehören homosexuelle Männer und Transgender-Frauen zu den Personen, die – zumindest in der westlichen Welt – am häufigsten an HIV und STIs erkranken. In Fachkreisen wird daher schon seit einiger Zeit diskutiert, welche Methoden sinnvoll sind, um die Übertragung einzudämmen.
Das Antibiotikum als Hoffnungsträger
Insbesondere die Frage nach einer Postexpositionsprophylaxe ist interessant. Schließlich kann so eine Infektion möglicherweise vermieden werden und der Betroffene wird gar nicht erst krank.
Als ein Topkandidat für diese Aufgabe gilt Doxycyclin. Das Antibiotikum wird schon lange in der Behandlung von STIs angewendet und ist in der Regel gut verträglich. Eine aktuelle Studie hat nun untersucht, ob das Arzneimittel auch als Postexpositionsprophylaxe effektiv ist.
Doxycyclin-Gabe oder Abwarten
Die Studienautoren führten ihre Untersuchung in einer 2:1-Randomisierung durch. Die Details im Überblick:
- 501 Teilnehmer: alle waren MSM oder Transgender-Frauen
- Alle nahmen entweder eine Präexpositionsprophylaxe (PrEP) gegen HIV ein oder lebten bereits mit dem Virus.
- Einschlusskriterium war die Diagnose von Gonorrhoe, Chlamydien oder Syphilis in den letzten 12 Monaten.
- 2:1-Randomisierung: entweder 200 mg Doxycyclin innerhalb von 72 Stunden nach ungeschütztem Sex oder eine Standardbehandlung (kein Doxy).
- Vierteljährliches Screening auf STIs.
Deutliche Reduktion von Infektionen
Die Ergebnisse sind eindeutig: Während in der Standardgruppe ohne Doxycyclin 31,9% der Patienten mit PrEP gegen HIV und 30,5% der HIV-Erkrankten eine STI erlitten, war dies in der Doxycyclin-Gruppe nur in 10,7% beziehungsweise 11,8% der Teilnehmer der Fall. Die Ergebnisse waren statistisch signifikant.
Das Antibiotikum war insgesamt gut verträglich mit nur fünf Fällen von Nebenwirkungen (Grad 3) und keinen schwerwiegenden Nebenwirkungen.
Doxycyclin als wirksame STI-Prophylaxe
Die postexpositionelle Gabe von Doxycyclin kann bei Männern, die mit Männern Geschlechtsverkehr haben und Transgender-Frauen das Risiko für sexuell übertragbare Infektionen deutlich reduzieren. Insgesamt wird die Intervention gut vertragen. Die Senkung der Inzidenz für STIs ist signifikant und eine Postexpositionsprophylaxe sollte daher erwogen werden.
Weitere Informationen aus dem Fachbereich Urologie
- Luetkemeyer AF, Donnell D, Dombrowski JC, Cohen S, Grabow C, Brown CE, Malinski C, Perkins R, Nasser M, Lopez C, Vittinghoff E, Buchbinder SP, Scott H, Charlebois ED, Havlir DV, Soge OO, Celum C; DoxyPEP Study Team. Postexposure Doxycycline to Prevent Bacterial Sexually Transmitted Infections. N Engl J Med. 2023 Apr 6;388(14):1296-1306. doi: 10.1056/NEJMoa2211934. PMID: 37018493; PMCID: PMC10140182.