Gerade im Bereich der Hämatologie und medizinischen Onkologie hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten einiges getan. Die Situation von Betroffenen konnte so deutlich verbessert werden. Rasante Entwicklungen zeigen sich beispielsweise im Bereich der Immuntherapien – wie durch den Einsatz von CAR-T-Zellen und bispezifischen Antikörpern. Doch auch die personalisierte Medizin spielt eine große Rolle, innovative Arzneimittel werden dringend benötigt.
Daher bot die diesjährige DGHO-Jahrestagung ein vielfältiges Programm, wie Prof. Dr. med. Matthias Preusser, Kongresspräsident und Leiter der Klinischen Abteilung für Onkologie der Universitätsklinik für Innere Medizin I der Medizinischen Universität Wien erklärt:
"Wir haben hochinteressante Sitzungen zusammengestellt. Zu den Themenschwerpunkten zählen unter anderem Präzisionsmedizin und Immuntherapie, Molekularpathologie und -biologie, Digitalisierung, Intensivmedizin, Palliativ- und Supportivmedizin sowie Rehabilitation und Nachsorge. Dabei soll nicht nur der aktuelle Stand des medizinischen Wissens dargestellt werden, wir wollen auch in die Zukunft blicken und über Perspektiven und mögliche Visionen im Bereich der Hämatologie und Onkologie diskutieren."
Die Immuntherapie ist ein zentrales Thema in der Hämatoonkologie. So fanden unter anderem Sitzungen zur Zukunft zellulärer Immuntherapien, zur CAR-T-Zelltherapie bei der chronisch lymphatischen Leukämie sowie zu neuen Pharmakotherapien in der Thorax-Onkologie statt. Die CAR-T-Zelltherapie kann auch bei der Behandlung des follikulären Lymphoms Anwendung finden.
Prof. Dr. med. Hermann Einsele, Geschäftsführender Vorsitzender der DGHO und Direktor der Medizinischen Klinik II des Universitätsklinikums Würzburg, betont:
"Mit den innovativen Arzneimitteln haben wir viele neue Möglichkeiten in unserem “medizinischen Instrumentenkasten”, von denen unsere Patientinnen und Patienten im Versorgungsalltag profitieren. So eröffnet uns beispielsweise die CAR-T-Zelltherapie neue Perspektiven für eine gezielte Immuntherapie maligner Erkrankungen mit kurativen Potenzial. Trotz spezifischer Limitationen ist dieser Therapieansatz für Patientinnen und Patienten mit bestimmten Krebserkrankungen eine attraktive und wertvolle Option."
Eine zentrale Rolle für Prognose, Prädiktion und Therapieentscheidung bei hämatologischen und onkologischen Erkrankungen hat heute die molekulare Tumordiagnose. Früher war primär die Lokalisation für die Auswahl einer spezifischen medikamentösen Tumortherapie verantwortlich. Einsele fasst zusammen:
"Die Zulassung von bestimmten Krebsmedikamenten basiert bereits heute auf spezifischen molekulargenetischen Biomarkern bzw. auf molekulargenetischen Tumorcharakteristika, unabhängig davon, wo der Primärtumor ist."
Zwar bieten die neuesten medizinischen Entwicklungen immer mehr Möglichkeiten in der Behandlung, sollten Fragen der Lebensqualität stets Berücksichtigung finden – auch im Rahmen einer gemeinsamen Entscheidungsfindung von Patientinnen und Patienten mit ihren behandelnden Ärztinnen und Ärzten. Einsele hält fest:
"In der Hämatologie und Onkologie können wir unter anderem durch den Einsatz von neuen Arzneimitteln immer mehr. Aber auch in der Medizin gilt eben manchmal der Leitsatz “Mehr ist nicht immer mehr”. So gibt es Punkte im Krankheitsverlauf, an denen es vor allem darum geht, gemeinsam mit den Patientinnen und Patienten zu besprechen, was für sie zum jetzigen Zeitpunkt besonders wichtig ist. Als Ärztinnen und Ärzte fühlen wir uns stets dem Patientenwohl in allen Behandlungssituationen verpflichtet. Wenn also beispielsweise in der letzten Lebensphase eine stark ausgeprägte Angstsymptomatik im Mittelpunkt steht, dann ist es unsere Aufgabe, unseren Patientinnen und Patienten durch den Einsatz von supportiv- und palliativmedizinischen Maßnahmen diese Angst zu nehmen."
Abseits neuester Erkenntnisse im Bereich der onkologischen wie hämatologischen Therapie und Diagnostik, wurde auf der DGHO-Jahrestagung auch ein Blick hinter die Kulissen, nämlich auf die Behandelnden, geworfen. Dabei stand nicht nur die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei Ärztinnen und Ärzten in der Onkologie im Vordergrund, sondern ebenso, warum es Frauen in diesem Fachbereich schwerer haben als ihre männlichen Kollegen.
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